Stellen wir uns mal vor, ein Marsmensch schlüge in diesen Tagen die Zeitungen auf. Er würde sich die grünen Augen reiben und die gerunzelte Stirn noch weiter runzeln. Von einer „Katastrophe“ ist die Rede, von „tiefschwarzer Nacht“. Aber nicht wegen eines Lawinenunglücks oder eines Sommersturms mit vielen Todesopfern. Deutschland fällt wegen des Ausscheidens seiner wichtigsten Sportmannschaft aus einem der bedeutendsten sportlichen Turniere in Apathie. Die Frage, ob der Bundestrainer weiter machen soll, wird als Staatsangelegenheit behandelt. Sie sind doch sehr eigenartig, diese Menschen, würde der Marsmensch folgern. Blättert er dann weiter, würde er entdecken, dass es in der deutschen Politik nicht besser aussieht. Die manchmal schon statuenhaft wirkende und vom grünen Flecken Erde eigentlich gar nicht mehr wegzudenkende Figur der Bundeskanzlerin steckt in ihrer schwersten politischen Krise. Und das ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, zu dem auch diese als so bedeutend angesehene und gerade von der Bundeskanzlerin so verehrte Sportmannschaft auch am Boden liegt. Ja, um Deutschland steht es nicht gut, würde der Marsmensch folgern. Zumindest sind sich die Menschen, die
die Zeitungen vollschreiben und die Stimmungen im Land einfangen sollen, da ziemlich sicher. Ein Gefühl der Leichtigkeit Ein Blick nach Italien, das liebste Ferienland der Deutschen, hilft weiter. Nach Italien fahren die Deutschen übrigens nicht nur wegen des guten Wetters und des guten Essens und den schönen Palazzi und Hügeln, sondern vor allem wegen eines Gefühls der Leichtigkeit, das den Italienern selbst schon länger abhanden gekommen ist und das die Deutschen nie besaßen. Italien wurde 2006 Fußballweltmeister, bei den zwei folgenden Turnieren scheiterte das Team, wie jetzt Deutschland, in der Vorrunde. Für die WM in Russland qualifizierte sich die Squadra Azzurra erst gar nicht. Klar, dass in Italien nun Bastian Schweinsteiger durch den Kakao gezogen wird, der als pensionierter Weltmeister ohne Verantwortung über Italiens Scheitern spottete. In der italienischen Politik sieht es nicht anders aus. Figuren, die für einen Marsmenschen auch nur im Entferntesten an Angela Merkel erinnern könnten, gibt…